Schrammelmusik

Die Burgspatzen

Im Laufe der Musikgeschichte haben sich verbindlich vereinbarte Bezeichnungen für die Besetzung von Orchestern und Ensembles gebildet, wie etwa Symphonieorchester, Akkordeonorchester, Blasmusikkapelle, oder aber Streichquartett, Klaviertrio, etc. Ganz selten sind Ensemblebezeichnungen nach dem Urheber, Schöpfer einer Spielweise mit bestimmten Instrumenten. Das gilt für die Schrammelmusik, Besetzung und Musizierstil der von den Brüdern Johann und Joseph Schrammel mehr oder weniger neu eingeführten „Schrammelmusik“ sind bis heute bekannt und aktuell. Aber nicht erst die Nachwelt hat den Namen aufgegriffen, zur Zeit der Brüder Schrammel hatten etwa auch Militärkapellen, beispielsweise die „Wiener Edelknaben“, die Deutschmeister, ihre eigenen Schrammeln. Und heute ist dieser Name vor allem in Wien aktueller denn je, denken wir etwa auch an Roland Neuwirth und seine „Extremschrammeln“.

Die Anfänge der Schrammelmusik sind, wie so oft, außerhalb von Wien zu suchen, „Zugereiste“ waren es, welche die heute unsterbliche Wiener Musik wesentlich mitprägten. Den Glasmachern, den „Hüttenleuten“, sagt man besondere Musikalität nach. Aus so einer „Glasgegend“, aus Kainraths bei Hörmanns unweit Österreichs nördlichster Stadt Litschau, die mit Stolz auch den Namen „Schrammelstadt“ führt, wurde Kaspar Schrammel (1811 bis 1895) geboren, ein ländlicher Musikant, Weber von Hauptberuf, der bei den dörflichen „Musikbanden“, also Musikkapellen, eifrig mitwirkte. Die Brüder Schrammel waren nun schon echte Wiener. Johann Schrammel wurde am 22. Mai 1850 in Neulerchenfeld, heute die Gaullachergasse 36 im 16. Wiener Gemeindebezirk, geboren, verstarb am 17. Juni 1893 in der Kalvarienberggasse und fand auf dem Hernalser Friedhof seine letzte Ruhestätte. In Hernals wurde auch das Schrammel – Denkmal errichtet Zwei Jahre jünger war sein Bruder Joseph, der aber genau soviel Lebensjahre erreichte, wie Bruder Johann. Schon elfjährig, 1861, hatte Johann erste Auftritte mit der Geige gemeinsam mit dem Vater. Bereits ein Jahr später begann er sein Studium am Wiener Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde. Dort waren Joseph und Georg Hellmesberger seine Lehrer auf der Violine. Als Militärmusiker bei den Deutschmeistern nahm Johann Schrammel 1877 seinen Abschied und wirkte dann in mehreren Quartetten und Salonorchestern mit. Auch Bruder Joseph hatte Musik studiert und widmete sich gleichfalls voll und ganz der Musik.

1878 kam es zur Gründung des „Nußdorfer Terzetts“, die Brüder Schrammel auf den Geigen und Anton Strohmayer auf der Kontragitarre. 1884 wurde das Ensemble zum bald berühmt gewordenen Schrammelquartett. Es kam nämlich mit der G – Klarinette, dem „picksüßen Hölzl“ Georg Dänzer, ein gebürtiger Hernalser, hinzu. Nach seinem Ausscheiden 1891 wurde die G – Klarinette durch die bis heute übliche Knopfharmonika ersetzt. Wie Johann Strauß und seine Musiker, so erfreuten sich „Die Schrammeln“, wie die vier Musiker bald hießen, in höchsten gesellschaftlichen Kreisen, wie auch beim einfachen Volk in den Vororten größter Beliebtheit. Johann Schrammel, teils gemeinsam mit Bruder Joseph, brachte es auf etwa 250 Kompositionen. In Blasmusikerkreisen genießt der Marsch „Wien bleibt Wien“, 1886 entstanden, allgemeine Beliebtheit. Auch nach dem recht frühen Tod der Brüder Schrammel blieben ihre Musik und ihre Besetzung „als Begriffe für ein volkstümliches Ensemble und ein entsprechendes Musizieren“ erhalten und werden wohl so lange bestehen, solange es Wien gibt.

Österreichs Militärmusik war immer anders und vielfach einzigartig. Soldaten in den Kampf zu begleiten, dazu wurden freilich auch Österreichs Militärkapellen gegründet. Aber bald begann man, durch flottes Spiel und strammes Auftreten den Menschen Freude zu bereiten. Wo der Himmel voller Geigen hängt, in Wien, der Haupt- und Residenzstadt des großen Habsburgerreiches, griffen auch bald nach 1848 die Militärmusiker zum Bogen und der Geige, aber auch zur Gitarre und Zither, um bei den so zahlreichen und vielfältigen Unterhaltungen der bürgerlichen Kreise aufzuspielen.




Mei Vater war der Deutschmeister Schani

Mei Vater war der Deutschmeister Schani,
mei Muatta hat g´waschen und g´riebn,
auf die Welt kommen bin i von ganz allani,
denn mei Muatta is a Fräulein stets blieb´n.

Das Deutschmeisterblau hat mei Vater getragen
Und waschblau war der Muatta ihr Guat,
und blau warn´s oft beide bis zum Kopf und zum Kragen,
ka Wunder, daß blau fließt mein Bluat.

Und doch krieg´t als Kind ich schon oft böse Pracker,
denn schon von ganz klein an war ich bei d´Fiaker:

Ja Milli, hörst Milli, was hast denn im Sinn?
Zu die Fiaker, da will i, zu die zieht´s mich hin,
Am Kutschbock kutschieren, das Leitseil regieren,
den Stösser am Köpferl, geht er auch über d´Ohr´n,
und so bin i bei d´Fiaker die Fiakermilli wor´n Duliöh!

Duliöh! Ja, wir sind eine Famili, die Fiaker und i,
Sie mögen gwiss ka Milli, nur a anzige Milli,
die mögens nämlich mi, nur a anzige Milli,
die mögens, nämlich mi!

Gar bald begann ich mich schon zu bilden,
hab´ausg´schaut, na schön zum verlieb´n.
doch die Lehrerin, die hat auf mich an Wilden
und drum bin ich auch sitzengeblieb´n.

Ich hab´halt net g´lernt ord´ntlich schreiben und lesen,
vom Thuri aber kenn i jedes Wort,
i bin halt schon immer für´s Praktische g´wesen,
nur bei d´Fiaker ging die Bildung dann fort.

Da hatte ich auch lauter recht gute Lehrer
Und aus diesen Lehrern da wurden Verehrer:

Ja Milli, hörst Milli, du hast an Verstand,
alle Ross´san ganz willi, hast du´s in der Hand,
am Kutschbock kutschieren, das Leitseil regieren,
das kannst du ja Milli, dazu bist du gebor´n,
und so bin i bei d´Fiaker die Fiakermilli wor´n Duliöh!

Duliöh! Ja, wir sind eine Famili, die Fiaker und i,
Sie mögen gwiss ka Milli, nur a anzige Milli,
die mögens nämlich mi, nur a anzige Milli,
die mögens, nämlich mi!